Veranstaltungen 10.12./11.12.2016

[english translation below]

Geschichte des Islamismus anhand der Beispiele Türkei, Syrien und Irak
Samstag, 10. Dezember, 19:30 Uhr, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Harkortstraße 10, Leipzig

Auch wenn sich Islamisten gerne als die zeitlosen Vertreter des Islams aufspielen, sind ihre Bewegungen in den wenigsten Fällen älter als 100 Jahre und ihre größten Erfolge konnten sie  – bis auf Ausnahmen wie Saudi-Arabien – auch erst ab den 70er Jahren erzielen. In Unabhängigkeits- und Antikolonialbewegungen waren sie überhaupt nicht involviert oder sogar auf der Gegenseite aktiv. Das Modernisierungsparadigma der Nachkriegszeit sah sie verschwinden, ihrem Gegenentwurf von „islamischer Moderne“ hatten aber die nationalistischen und sozialistischen Parteien auf lange Sicht nichts entgegenzusetzen, vor allem, da die herrschenden Regime keinen allgemeinen Entwurf mehr formulierten, sondern sich in Korruption und Vetternwirtschaft ergingen. So ergaben sich erste Erfolge in den 70er Jahren als Juniorpartner von Militärdiktatoren und eine massive Expansion ab den 80er Jahren.
Entgegen pauschaler Betrachtungen sind in jedem Land die Faktoren für Aufstieg oder Versagen islamistischer Bewegungen und Parteien unterschiedlich und sollten nicht vernachlässigt werden. Deshalb wird Attila Steinberger anhand der Beispiele Türkei, Syrien und Irak die jeweils unterschiedlichen Verläufe und politischen Rahmenbedingungen darstellen, aus denen sich einflussreiche islamistische Bewegungen und Strukturen entwickelt haben, die in allen drei Ländern zum Bürgerkrieg geführt haben oder ihn auf eine neue Ebene hoben.
Vortrag und Diskussion mit Attila Steinberger, Eintritt frei.

Die Syrienpolitik der AKP
Sonntag, 11. Dezember, 19:30 Uhr, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Harkortstraße 10, Leipzig

Die AKP-Regierung betreibt eine für die Türkei neue Außenpolitik und wendet sich zunehmend dem Nahen Osten und Zentralasien zu. Unterfüttert von der „soft power“ aus türkischem Nationalismus, religiöser Identität, wird der politische und ökonomische Einfluss ausgedehnt. Insbesondere islamistische und salafistische Gruppen und Regierungen erfreuen sich Sympathien und Unterstützung. Mit Ausbruch des syrischen Bürgerkrieges, hat sich auch eine militärische Komponente beigesellt. Es soll Assad gestürzt, eine mit der AKP sympathisierende Regierung in Damaskus etabliert und Einflusszonen im Norden Syriens geschaffen werden. Hierbei handelt die AKP nicht autonom, sondern stimmt sich mit den „Freunden Syriens“ ab und koordiniert sich mit anderen Klein- und Mittelmächten der Region (z.B. Barzani im Irak). Insbesondere hat sich die Schaffung der Autonomie in Nordsyrien / Rojava für die AKP als Problem erwiesen. Zum einen werden damit Föderalismus, Pluralismus und Gleichberechtigung in Politik und Gesellschaft eingefordert und transportiert, zum anderen erlitten die Verbündeten der AKP, wie ISIS und Al Qaida, empfindliche Niederlagen. Mit der Intervention in Nordsyrien im Juli 2016 eskaliert die AKP die Situation.
Vortrag und Diskussion mit Attila Steinberger, Eintritt frei.


History of islamism – the examples of Turkey, Syria and Iraq
Saturday December 10th, 19:30h, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Harkortstraße 10, Leipzig

Although islamists like to act as timeless representatives of Islam, their movements are rarely older then 100 years. Except in Saudi Arabia, they had their most prominent successes only since the 1970ies. In the independence and anti-colonialist movements they were either not involved at all or even opposing them. The paradigm of modernisation of the after-war period saw them disappear, but nationalist and socialist parties had nothing to counter them in the long term. Particularly, since the dominant regimes did not draft a general vision any more but rather engaged in corruption and nepotism. Thus, islamists had their first successes in the 1970ies as the junior partners of military dictatorships and expanded massively from the 1980ies onwards.

Contradicting over-simplified views, the reasons for rise or failure of islamist movements and parties are different in each country. As this fact must not be overlooked, our speaker Attila Steinberger will describe different characteristics and political circumstances of islamist movements in Turkey, Syria and Iraq, how they developed influential movements and structures which finally lead to civil war in all three countries – or at least took civil war to a new level.

Presentation and discussion with Attila Steinberger, free admission.
Whisper translation to English will be available.

AKP policy on Syria
Sunday December 11th, 19:30h, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Harkortstraße 10, Leipzig

The Turkish AKP government practises a new type of foreign policy and turns increasingly towards the middle east and central Asia. Fed by the „soft power“ of Turkish nationalism and religious identity, political and economic influence are expanded.
Especially islamist and Salafi groups and governments enjoy their sympathy and support. With the outbreak of the Syrian civil war, they have also added a military component. Assad is to be dethroned, a government sympathising with AKP to be established in Damascus and zones of influence to be created in northern Syria. The AKP is not acting on their own here, but coordinated with the „friends of Syria“ and other small and intermediate powers in the region (e.g. the Barzani government in kurdish northern Iraq). Especially the newly established autonomy in Northern Syria – Rojava has shown itself as a problem for AKP. The autonomy region demands not only federalism, pluralism and gender equality in politics and the society, moreover the allies of AKP like ISIS/daesh and Al-Qaeda/Al-Nusra/Jabhat Fatah al-Sham suffered severe defeats. AKP is now escalating the situation with the military intervention in northern Syria starting from July 2016.

Presentation and discussion with Attila Steinberger, free admission.
Whisper translation to English will probably be available.